Wir alle behandeln Personen in Alters- und Pflegeheimen, die sich im Fall von COVID gegen eine Hospitalisation entschieden haben, denen wir aber aufgrund des noch recht guten Allgemeinzustandes eine Behandlung anbieten möchten, welche die Überlebenschance verbessert.
Hier zusammengefasst die Stellungnahme von Dr. med. Rein Jan Piso, Chefarzt Infektiologie der Solothurner Spitäler AG:
APH Patienten, welche man auch bei einer Verschlechterung nicht hospitalisieren würde:
- Sauerstoff:
„Es gibt hier keine Daten und es ist euch überlassen, ob ihr etwas macht oder nicht. Grundsätzlich gibt es sowieso wenige Daten, ob O2 für das Gesamtüberleben irgendeinen Nutzen hat. Gleichzeitig ist Dyspnoe ein belastendes Symptom, und da kann Sauerstoff whs. helfen. Aber nur für eine symptomatische Therapie.“
- Steroide (Dexamethason):
„Im Recovery trial profitierten diejenigen, welche sauerstoffbedürftig waren (O2 Sättigung <92%). Ich glaube nicht, dass für die hochbetagten Bewohner eines APH, bei welchen aus verschiedenen Gründen auf die Hospitalisation verzichtet wird, eine Therapie mit Dexamethason helfen würde.“
Offizielle Stellungnahme der Schweiz. Gesellschaft für Infektiologie: https://ssi.guidelines.ch/guideline/3352/31358
- Antikoagulation:
„Aufgrund der logistischen Schwierigkeiten, möglichen Komplikationen und deutlich erhöhtem Überwachungsbedarf macht eine hochprophylaktische Antikoagulation in den APH für mich keinen Sinn. NOAK haben keinen Platz in der Covid -Erkrankung.“
Ambulante Patienten (nicht betagte), bei welchen man grundsätzlich alles machen würde, wenn sie sich verschlechtern:
„Es gibt keine Daten, dass diese Patienten, solange keine Verschlechterung eintritt, von einer Intervention (O2, Dexamethason, Remdesivir, Antikoagulation) profitieren. Ich halte es eher für gefährlich, etwas zu versuchen, weil dann die Gefahr, mit einer Hospitalisation zuzuwarten, steigt.“
APH Patienten, welche man grundsätzlich auch noch hospitalisieren würde:
„Für diese Patienten gibt es auch keine Daten. Falls sie aber sauerstoffbedürftig werden, würde ich sie eher hospitalisieren.“
Problematisch ist aktuell, dass alle Daten über mögliche Behandlungen von hospitalisierten PatientInnen stammen und es kaum Daten aus dem ambulanten oder institutionellen Bereich gibt. Dr. Piso rät von eher experimentellen Therapieversuchen bei diesem vulnerablen Patientengut ab.
Für uns Hausärzte ist es wichtig, dass wir für die Alters- und Pflegeheime bei Fragen gut erreichbar sind, möglichst auch über Wochenenden und Feiertage.